Meine Pilgerroute gibt es noch gar nicht!
Voraussichtlich Ende 2023 wird sie komplett ausgeschildert und wanderbar sein und genügend Herbergen, d.h eine einigermaßen lückenlose Infrastruktur entlang des Weges für Pilgerinnen und Pilger bieten. Der eigene Rhythmus bestimmt die Sinnsuche. Werden es die Einsamkeit und Monotonie der Schritte sein oder schlicht das Naturerlebnis, was für mich den Reiz des Pilgerns ausmachen wird? Warum begeben sich Menschen – und bald auch ich – auf den Weg von Ort zu Ort, von Herberge zu Herberge, von Kirche zu Kirche!
Meine Route verläuft in Südfrankreich.
Vom Fischerdorf Saintes-Maries-de-la-Mer durch die Camargue, entlang der Côte Bleue bis nach Marseille und von dort aus ins nördöstlich gelegene Massiv La Sainte-Baume. Es sind exakt 222 Kilometer und zehn Etappen durch atemberaubend schöne und abwechslungsreiche Landschaften.
Die Route ist nach einer Frau benannt, die sich einem jahrtausendelangen Irrtum widersetzt und diesen Weg, so erzählt es die mittelalterliche Legenda aurea, Schritt für Schritt gegangen ist. Es war Maria Magdalena, die Gefährtin Jesus von Nazareth, die Apostelin unter den Aposteln. Der Legende nach floh sie mit ihren Gefährten nach den Wirren der Kreuzigung und aufflammenden Christenverfolgung aus dem Heiligen Land, kam in einem steuerlosen Boot übers Mittelmeer und strandete schließlich unversehrt in Südfrankreich.
Die Geschichte der Maria Magdalena muss ganz neu erzählt werden!
Der Mythos um die bedeutendste Jüngerin der Bibel strebt einen Perspektivwechsel an, dieser unangepassten Frau in ihren unterschiedlichsten Facetten neu zu begegnen. Vielleicht will die „moderne“ Maria Magdalena endlich mit dem Fluch als Sünderin zu gelten, brechen und ihr Schicksal selbst bestimmen? Zumindest ist das mein Wunsch, dass sich vor dem inneren Auge der Pilgerinnen und Pilger, die sich in Südfrankreich bald auf den Weg machen, die echte Maria Magdalena Gestalt an nimmt und sie sich in ihr erkennen. Die Geschichte der Maria Magdalena muss ganz neu erzählt werden.
So hat diese neue Pilgerroute etwas Magisches und Geheimnisvolles,
zugleich aber auch etwas Zauberhaftes, da dieses wunderbare und wanderbare „Märchen“ vor dem Hintergrund Südfrankreichs und der traumhaften Provence spielt und entgegen der Entfremdung von Glauben wirkt. Hier kann ich meine „alte Liebe“ zum Midi und die Faszination für Maria Magdalena neu und in Echtzeit erleben.